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Stephanie Köser
Phonetische Spiele und Spielereien

Phonetische Spiele

Bereits während des Studiums habe ich mir gerne zum besseren Lernen bestimmter Inhalte Lernspiele gebastelt. Jetzt als Dozentin auf der anderen Seite stehend lasse ich in der letzten Zeit dieses Hobby wieder aufleben.
Für phonetische Spieleabende in unserem Institut habe ich bekannte Spiele wie z.B. Scrabble, Memory oder Quibble für phonetische Inhalte umgewandelt.

Und so habe ich bisher folgende Spiele in meiner Spielesammlung:

A. Zur Festigung der IPA-Symbole

IPA-Memory in zwei Varianten:

  • Variante a: Paare derselben IPA-Symbole müssen gefunden werden.
  • Variante b: Paare aus IPA-Symbol und phonetischer Beschreibung des Lautes müssen gefunden werden (also z.B. ein ich-Laut und die Beschreibung "stimmloser palataler Frikativ").

Ondoku - das Sudokuspiel mit IPA-Symbolen. Die Zahlen 1-9 der üblichen Sudoku-Anordnung werden hier durch neun IPA-Symbole ersetzt.
  Ein Beispiel, in dem sowohl Konsonanten- als auch Vokalsymbole gemischt wurden, können Sie hier herunterladen (Lösung hier ).

B. Zum Trainieren einer normativen phonetischen Transkription des Deutschen

Das Herzstück der Sammlung ist ein IPA-Scrabblespiel: Auf dem üblichen Scrabble-Spielbrett werden die Wörter nicht aus Buchstaben zusammengesetzt, sondern als normative phonetische Transkription des Deutschen mit IPA- Symbolen aufgelegt.

Viele bekannte Sprachspiele kann man auch für phonetische Übungen nutzen. In der Grundschule lernt man z. B. mit Hilfe des Spieles Galgenmännchen Rechtschreibung. Warum also nicht auch eine normative phonetische Transkription wie im Aussprache-DUDEN mit Hilfe von Galgenmännchen üben? Das Prinzip ist ganz einfach: Nachdem man sich auf Transkriptionsregeln geeinigt hat, kann es los gehen. Die ratenden Mitspieler tippen in diesem Fall nicht auf ein "b", sondern auf einen stimmhaften bilabialen Plosiv.

Ein anderes Sprachspiel eignet sich ebenso gut: Buchstabenpuzzle - in diesem Fall Lautpuzzle: Aus den Lauten eines Wortes sollen neue Wörter gebildet werden. In den neuen Wörtern müssen nicht alle Laute des Ausgangswortes enthalten sein.
Ein Beispiel:

  hier finden Sie zwei Rätsel, die Sie selbst lösen können (einige mögliche Lösungswürter hier )

Bei dem Sprachspiel Gefüllte Leberwurst geht es darum, ein Wort zuerst von oben nach unten Buchstabe für Buchstabe aufzuschreiben. Anschließend wird den Buchstaben gegenüber dasselbe Wort von unten nach oben eingetragen. Nun stehen sich der erste und letzte Buchstabe auf einer Zeile gegenüber und der letzte und der erste... Dasselbe kann man auch mit den IPA-Symbolen eines transkribierten Wortes tun.
Nun müssen neue Wörter gebildet werden, die jeweils mit dem ersten Laut einer Zeile beginnen und dem zweiten Laut der Zeile enden.

Ein Beispiel:

Wie dieses Beispiel zeigt, kann es leider für bestimmte Laut-Kombinationen keine Lösung geben (z. B. aufgrund von Restriktionen der deutschen Phonotaktik).

C. Üben allgemeiner phonetischer Kenntnisse und Fähigkeiten

Zur Sensibilisierung für die Laute des Deutschen:
Stellen Sie sich vor, Sie haben die folgenden acht Wörter vorgegeben und sollen diese so in eine Reihenfolge bringen, dass immer nur ein Laut geändert werden darf: "toll" (das ist das Startwort), "Lohn", "viel", "Tier", "Ton", "vier", "voll", "Tor".
Die Lösung:
toll
voll ([t] durch [f] ersetzt)
viel ([O] durch [i:] ersetzt)
vier ([l] durch 'vokalisiertes r' ersetzt)
Tier ([f] durch [t] ersetzt)
Tor ([i:] durch [o:] ersetzt)
Ton ('vokalisiertes r' durch [n] ersetzt)
Lohn ([t] durch [l] ersetzt)
  hier finden Sie ein paar weitere Beispiele zum selbst spielen (die Lösung finden Sie hier ).

Kennen Sie das Kartenspiel Teamwork? Eine einfache, aber geniale Idee: Zwei Spieler müssen einen Begriff in einem Satz erklären. Sie dürfen sich aber nicht vorher absprechen und bilden diesen Satz immer im Wechsel - jeder ein Wort. Die Mitspieler erraten den beschriebenen Begriff. Dieses Spiel gibt es in sehr vielen verschiedenen Varianten (mit Begriffen aus dem alltäglichen Leben oder aus dem Bereich Urlaub, Religion etc.) - und nun auch mit linguistischen und phonetischen Begriffen.

Natürlich darf in unserer Spielesammlung auch das schon lange bekannte akustische Memory aus Filmdöschen nicht fehlen (diese Idee stammt selbstverständlich nicht von mir ;-)): In jeweils zwei Filmdöschen sind die gleichen Gegenstände (Reis, Knöpfe, Nudeln etc.) enthalten. Durch Schütteln der Döschen muss man am Geräusch erkennen, in welchen beiden der gleiche Inhalt ist. Auf diese Weise lernen die Studierenden, ganz genau hinzuhören und auch feine Details des Gehörten wahrzunehmen und zu differenzieren.

Ein beliebtes Reisespiel, für das man nichts außer einem Zettel und einem Stift braucht, ist das Spiel STADT, LAND, FLUSS. Alle Mitspieler überlegen sich so schnell wie möglich eine Stadt, ein Land, einen Fluss mit einem bestimmten vorher festgelegten Anfangsbuchstaben. Das Spiel ist beliebig erweiterbar um Tiere, Berufe etc. Und ebenso gut können diese Kategorien durch Kategorien aus der Phonetik oder Linguistik ersetzt werden. Also z.B.: Sucht Fachbegriffe aus den Bereichen ARTIKULATION, AKUSTIK, PROSODIE etc., die mit dem Buchstaben "F" beginnen (wie "Frikativisierung", "Formant" und "Falsettstimme"). Der Haken dabei: Die Kategorien sollten sich möglichst wenig überschneiden (und Falsett ist natürlich auch eine besondere Form der Artikulation).

D. Signalphonetische Übung

Ein wichtiger Teil der Ausbildung eines Phonetikers besteht darin zu lernen, das akustische Signal - v. a. Spektrogramme - zu lesen. Mit dem Spektrogramm-Domino haben die Studierenden die Möglichkeit, diese Fähigkeit etwas zu trainieren. Anstelle der üblichen Punkte enthalten hier die Dominosteine 10 verschiedene Wörter und ihre entsprechenden Spektrogramme. Die Aufgabe besteht darin, die passenden Wörter, Spektrogramme bzw. Wort-Spektrogramm-Kombinationen aneinander zu legen.

E. Übung zur Produktion und auditiven Erkennung von Stimmqualitäten

Da ich sehr an Stimmqualitäten interessiert bin und zu diesem Thema gelegentlich Seminare gebe, habe ich zum Üben der Stimmkomponenten die Spielidee von Quibble abgewandelt.
Aus dem großen Pool möglicher Stimmkomponenten, die von John Laver (1980) genannt werden, habe ich mir 16 ausgewählt. Reihum muss ein Spieler eine bestimmte Äußerung mit einer bestimmten Stimmqualität vorlesen und die Mitspieler müssen die Stimmqualität erraten. Je besser man im Produzieren und Erkennen der Qualitäten ist, umso mehr Felder darf man im Spielfeld vorrücken und umso schneller ist man am Ziel angekommen.

IPA-Kekse

Ein weiteres phonetisches Hobby von mir ist das Backen von IPA-Keksen. Ende der 90er Jahre hatten wir fortgeschrittenen Studierenden die Idee, Kekse in Form von IPA-Symbolen für den Tag der offenen Türe der Universität zu backen (indem wir die Symbole aus einem normalen Keksteig ausschnitten). Als ich 2006 zurück nach Saarbrücken gekommen bin, habe ich diese Idee wieder aufleben lassen. Seitdem sind sie fester Bestandteil von Festlichkeiten in unserem Institut. Zum Phonetiker-Kongress ICPhS 2007 in Saarbrücken haben einige Studierende und ich in mehreren Back-Sessions insgesamt 1242 Kekse gebacken. Das werden wir sicherlich nicht so schnell wiederholen ;-)

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letzte Änderung: 29.06.2012